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Eduard Meyer

(1855–1930)

Geschichte des Altertums

Vorwort

Die erste Ausgabe von Eduard Meyers »Geschichte des Altertums« erschien zwischen 1884 und 1902. Bereits kurze Zeit später ging Meyer an eine grundlegende Umarbeitung und Erweiterung seines Werkes. Zu seinen Lebzeiten erschienen jedoch nur noch Neuausgaben des ersten Bandes und der ersten Abteilung des zweiten Bandes. Die übrigen Bände der Neubearbeitung wurden zwischen 1931 und 1958 von Hans Erich Stier unter Berücksichtigung von Aufzeichnungen und Notizen Meyers in seinen Handexemplaren aus dem Nachlaß herausgegeben.

Inhaltsverzeichnis:

Die Überlieferung

Das älteste unteraegyptische Reich. Die religiöse Entwicklung. Der Kalender

Die Entstehung der Schrift

Älteste Entwicklung des Totendienstes


Die Überlieferung

[102] 192. Nach aegyptischer Überlieferung ist wie die Welt und ihre Ordnungen so auch der aegyptische Staat von den Göttern geschaffen. Sie haben zu Anfang in der Reihenfolge, wie sie der Götterstammbaum feststellt (§ 193), in mehreren Dynastien über Aegypten regiert. Aber auf die Götter folgt nicht sogleich die Liste der mit Menes beginnenden Dynastien der Pharaonen, sondern vor diesem stehen mehrere Dynastien anderer, menschlicher Könige. Das ist nicht etwa erst eine spätere Konstruktion, sondern uralte Überlieferung. In der nur fragmentarisch erhaltenen Liste des Turiner Königspapyrus (§ 162) folgt auf die Götter zuerst, wie es scheint, eine Dynastie mit über 1000 Jahren, dann 20 Könige mit 1110 Jahren, weiter 10, deren Jahreszahl verloren ist, und andere, von denen nur die Jahreszahl 330 erhalten ist; dann 10 Könige mit über 1000 Jahren, darauf 19 Herrscher von Memphis mit nur 11 Jahren 4 Monaten 22 Tagen, und 19 Könige des Nordlands mit über 2100 Jahren, zum Schluß die Dynastie der »Horusverehrer« mit über 13420 Jahren. Bei Manetho folgte auf die dritte Dynastie der Götter oder vielmehr Halbgötter zuerst eine Anzahl Herrscher mit 1817 Jahren, dann 30 Könige von Memphis mit 1790 Jahren, 10 Könige aus Thinis mit 350 Jahren, schließlich die den Horusverehrern entsprechenden »Totengeister« (νέκυες ἡμίϑεοι; dieser Übersetzung liegt ein Mißverständnis zu Grunde) mit [102] 5813 Jahren. Trotz der Abweichungen im einzelnen ist, wie man sieht, das allgemeine Schema das gleiche. Von besonderer Bedeutung ist, daß bei beiden den Horusverehrern, die auch sonst in den aegyptischen Denkmälern als Könige der Urzeit und Vorgänger des Menes nicht selten genannt werden, mehrere andere Dynastien menschlicher Herrscher vorangehen, unter denen am Schluß Könige aus Memphis und dem Nordland besonders hervortreten. Von diesen unteraegyptischen Königen (erkennbar an der »roten« Krone, die sie tragen) sind in der ersten Zeile der Chronik des Palermosteins (§ 206), wo die Könige vor Menes einzeln aufgezählt waren, 9 Namen erhalten. Somit hat das Alte Reich über diese Zeit noch eine viel eingehendere Kunde besessen, als im Turiner Papyrus und bei Manetho erhalten ist. Die von diesen gegebenen Zahlen sind deutlich unhistorisch und setzen zum Teil eine Lebensdauer der Urmenschen von weit über 100 Jahren voraus; und auch in der Folge der Dynastien mag schon in der Überlieferung des Palermosteins willkürliche Konstruktion, verbunden mit mythischen Vorstellungen, eingedrungen sein. Aber das allgemeine Bild, welches diese Nachrichten von der ältesten Geschichte Aegyptens geben, stimmt vortrefflich zu den Tatsachen, die wir aus anderen Zeugnissen erschließen können; und die auf dem Palermostein erhaltenen Namen unteraegyptischer Könige sehen nicht nach Erfindung aus. Offenbar hat man im Alten Reich nicht nur eine Tradition, sondern auch Denkmäler und Geschichten aus einer weit über Menes hinausreichenden Zeit besessen, wie ja auch uns noch die Ausgrabungen manches derartige gebracht haben; und auf dies Material, wenn auch vermischt mit Sagen und mythischen Anschauungen, geht die Überlieferung über die Urzeit zurück.

Über die Angaben des Tur. Pap. Und die nur bei Eusebius Chron. I 134 erhaltenen Manethos s. meine Chronologie 118ff. 203f. Über die »Horusverehrer« Šemsu Ḥôr hat SETHE, Beitr. Zur ältesten Gesch. Aegyptens (Unters, zur Gesch. Aeg. III, 1903) Klarheit geschaffen. In den Totentexten werden sie oft als selige Tote erwähnt, d.h. als Geister [103] der verstorbenen Könige der Urzeit, bei denen die historische Beziehung ganz in den Hintergrund getreten ist; daher Manethos Wiedergabe durch νέκυες ἡμίϑεοι. – Die auf dem Palermostein erhaltenen Namen lassen sich kaum transkribieren (etwa Ska, Tju, Zeš, Uaẕ‘anẕ u.a.); Regierungszahlen werden nicht gegeben.


Das älteste unteraegyptische Reich. Die religiöse Entwicklung. Der Kalender

[104] 193. Wie weit der Machtbereich der alten Könige Unteraegyptens sich erstreckt haben mag, darüber ist zur Zeit noch keine Vermutung möglich; doch haben wohl zweifellos neben ihnen andere Reiche im Niltal bestanden. Die dominierende Stellung Unteraegyptens in den Anfängen der aegyptischen Geschichte ist in der Religion noch deutlich erkennbar. Die meisten Kulte, welche universelle Bedeutung für ganz Aegypten gewonnen haben, die Ordnung des Göttersystems und der heiligen Geschichte, und die Theologie haben hier ihre Heimat; die Stadt On (Heliopolis) am Eingang des Delta, und daneben Busiris im Zentrum desselben bilden ihre Ausgangspunkte. Wir haben schon gesehen, daß in Heliopolis der Lokalgott Atumu mit dem Götterkönig Rê‘ identifiziert wurde (§ 188). Sein Erzeuger ist das Urgewässer Nunu, sein Sohn der Luftgott Šow, der ihm die Himmelskuh aufgerichtet hat und mit seinen Armen stützt. Daran schließt der Götterkreis von Busiris: Osiris ist der Sohn des Erdgottes Gêb und der Himmelsgöttin Nut, diese werden zu Söhnen des Šow und der Tefênet, und dem Osiris treten seine Geschwister Isis, die Mutter des jungen Horus, des Rächers seines Vaters, sowie Sêth und Nephthys zur Seite. Da Nunu nicht mitgezählt wird und Atumu keine Gemahlin hat, sondern seine Kinder durch Selbstbegattung zeugt, Horus der Sohn der Isis aber in diesem System nicht mehr zu den großen ursprünglichen Göttern gehört, entsteht so ein Kreis von neun Göttern mit Atumu (= Rê‘) an der Spitze, die »große Götterneunheit von On«, die in ganz Aegypten als [104] der Kreis der großen kosmischen Hauptgötter anerkannt wird-nur daß die großen späteren Metropolen des Reichs versucht haben, ihre eigenen Götter in denselben einzudrängen, Memphis den Ptaḥ, Theben den Amon.

Während ERMAN, Aegypten S. 32f., dem ich in der Geschichte Aegyptens gefolgt bin, die Städte und Kulte des Delta für jünger hielt als die oberaegyptischen, hat MASPERO (§ 178 A.) gezeigt, daß der Osiriskult vielmehr von Busiris ausgegangen ist, und Bedeutung und Entstehung der Enneade von Heliopolis eingehend analysiert. Ihr Bestand wird Pyr. Merenrê‘ 205 = Neferkerê‘ 665 und sonst oft aufgezählt: Atumu, Šow, Tefênet, Gêb, Nut, Osiris, Isis, Sêth, Nephthys. Die Verbindung und Ausgleichung ursprünglich verschiedener Elemente ergibt sich dadurch, daß Nunu der Vater des Sonnengotts und Nut die Mutter des Osiris Varianten desselben Grundbegriffs sind und daher Nut auch Mutter des Rê‘ ist (§ 187); und auch Isis ist Himmelsgöttin. Ferner sind Erde und Himmel Kinder des Luftgotts, weil dieser in der Sage von der Aufrichtung der Himmelskuh schon Sohn des Rê‘ war; für den Mythus von Gêb und Nut wäre dagegen der natürliche Fortschritt, daß Šow, der ihre ursprüngliche Verbindung zerreißt, vielmehr ihr Sohn wäre. Sehr bezeichnend ist auch, daß Horus nicht zur Enneade gehört, wie er denn auch als Sonnengott neben Atum-Rê‘ keinen Platz hat; auch er ist deutlich ein späterer Eindringling. [Im übrigen vgl. jetzt SETHE, ÄZ. 44, 26, 2.]

194. Von den Kultusstädten Oberaegyptens haben in alter Zeit nur zwei allgemeine Bedeutung gewonnen, die beide dem nördlichen Drittel des langgestreckten Niltals angehören und offenbar mit Unteraegypten in naher Beziehung standen: Ḥenensu (Ahnâs, Herakleopolis) oberhalb des Faijûm, und weiter stromaufwärts, im Hasengau, Chmunu (Ešmunein, Hermopolis). An beiden Orten soll Rê‘ zuerst aus dem Urwasser aufgetaucht sein (§ 187); beim Tempel von Herakleopolis hat Horus den Sêth und seine Genossen besiegt (vgl. § 199) – Sêth ist der Gott des südlich angrenzenden Sceptergaus von Oxyrynchos. Die von der heliopolitanischen völlig unabhängige Kosmogonie von Hermopolis und seinen Gott Thout haben wir schon kennen gelernt (§ 187). Diese Lehre ist immer lokal geblieben; im übrigen aber haben die beiden Vorstellungskreise sich vielfach vermischt. So wird [105] die Aufrichtung des Firmaments durch die Erhebung des Šow nach Hermopolis verlegt, während Thout als der ordnende und vermittelnde Gott überall in die Sagen von den Götterkämpfen eingeführt wird. Er ist der Vezir des Rê‘; er versöhnt die Brüder Horus und Sêth, heilt ihre Wunden durch den Speichel seines Mundes, teilt die Erde unter ihre Herrschaft; er ist der Anwalt des Horus, des Sohns des Osiris, und des Osiris selbst in ihrem Prozeß gegen Sêth um die Erbschaft des Gêb, der vor dem Gerichtshof der großen Götterneunheit von Heliopolis verhandelt wird, und »verhilft seiner Rede zum Recht« (sma’a chru-f), so daß Horus König wird; er folgt diesem in der Herrschaft, und nach ihm seine Gemahlin, die Rechtsgöttin Ma’at.

195. Die wichtigste Kulturerrungenschaft, die aus dem alten unteraegyptischen Reich stammt, und die zugleich unsere bisherigen Ergebnisse bestätigt und chronologisch festlegt, ist der Kalender. Daß die Aegypter die Zeit ursprünglich nach Monden von abwechselnd 29 und 30 Tagen gerechnet haben, kann nicht zweifelhaft sein; die Nachwirkung davon hat sich sowohl in der Feier der Mondfeste wie in dem Namen »Monat« (eboṭ) als Unterabteilung des Jahres erhalten. Aber für ein ackerbautreibendes Volk hat der Sonnenlauf und der regelmäßige Wechsel der Jahreszeiten viel größere Bedeutung, während der Mond, so sehr seine wechselnden Gestalten die Phantasie und den Aberglauben fesseln mögen, im praktischen Leben überhaupt keine Rolle spielt. Zu einem festen Sonnenjahr und damit zu einer Datierung der landwirtschaftlichen Arbeiten im Kalender ist indessen vom Mondmonat aus überhaupt nicht zu gelangen, sondern nur zu einem schwankenden Jahr von abwechselnd 12 und 13 Monaten (354-384 Tagen), das durch fortwährende Schaltungen reguliert werden muß. Das werden die Aegypter auch versucht haben; dabei sind aber Verwirrungen und Unregelmäßigkeiten kaum zu vermeiden, so daß ein derartiger Kalender weder den Ansprüchen der Sonne noch denen des Mondes zu entsprechen vermag (§ 137f.). Das hat dazu geführt, daß die Aegypter den [106] kühnen Schritt getan haben, für den Kalender auf die Berücksichtigung des Mondes überhaupt zu verzichten und zu einem reinen Sonnenjahr überzugehen-richtiger sollte man vielleicht sagen, zu einem landwirtschaftlichen Jahre von gleichbleibender Länge. Einen festen Anhalt besaßen sie dafür in dem großen Regulator des aegyptischen Lebens, der Nilüberschwemmung, von der der Gang aller Feldarbeiten abhängt. Durch sie wird das Jahr in drei gleich lange Jahreszeiten geteilt: Überschwemmungszeit, echet, Mitte Juni bis Mitte Oktober gregorianisch (d.h. nach dem gegenwärtigen Stande unserer Monate zur Sonne); Aussaat oder Winter, prôjet, Mitte Oktober bis Anfang Februar; Ernte oder Sommer, šomu, Mitte Februar bis Juni. Das erste Anschwellen des Nils nach dem tiefsten Stande, den er im Mai erreicht hat, ist neun Jahrtausende lang zusammengefallen mit dem ersten Wiedererscheinen des Siriussterns, aegyptisch Sopṭet Sôthis, in der Morgendämmerung, dem sogenannten Frühaufgang des Sirius, der während des ganzen Verlaufs der nationalen aegyptischen Geschichte, bis tief ins erste Jahrtausend v. Chr. Hinab, in der Breite von Memphis und Heliopolis julianisch auf den 19. Juli, gregorianisch also im 43. Jahrhundert v. Chr. Auf den 15. Juni fiel. Dieser Tag galt daher für den Anfangstag der Überschwemmungszeit, mit ihm begann der neue Kalender. Von hier ab werden in den drei Jahreszeiten je vier gleich lange Monate zu 30 Tagen gezählt; jede Beziehung des Monats zum Monde ist mithin aufgegeben. Daß das Sonnenjahr ungefähr 365 Tage umfaßte, mußte man längst beobachtet haben; man schiebt also regelmäßig zwischen je zwei zwölfmonatliche Jahre noch fünf Zusatztage (Epagomenen) ein, die offiziell wie außerhalb der Monate so auch außerhalb des Jahres stehen (vgl. § 159).

196. Die Voraussetzung, daß das so gewonnene Jahr von 365 Tagen mit dem wahren Sonnenjahr identisch sei, ist bekanntlich nicht zutreffend. Vielmehr erfolgte bereits nach Ablauf von vier Jahren der Frühaufgang des Sirius erst am zweiten Tage des Jahres, und verschob sich von da an alle [107] vier Jahre weiter um einen Tag. Trotzdem hat man den Kalender nicht wieder geändert: man wollte sich der Gefahr einer Kalenderverwirrung durch neue Schaltungen nicht wieder aussetzen. Überdies erfolgt die Verschiebung so langsam und so regelmäßig, daß der Mißstand sich im Leben des Einzelnen und einer Generation kaum bemerklich macht. Wohl aber verschoben sich auf diese Weise im Laufe der Jahrhunderte der Jahresanfang und die »Jahreszeiten« des Kalenders gegen den Siriusaufgang, die Nilüberschwemmung und die wahre Lage der Jahreszeiten durch das ganze Sonnenjahr hindurch; auch die Jahreszeiten des Kalenders lösten sich daher eben so vollständig von ihrer natürlichen Grundlage ab und wurden zu rein willkürlichen Unterabteilungen des Kalenderjahrs wie die Monate. Erst nach 1461 bürgerlichen Jahren kehrte das Siriusfest, das heilige Neujahrsfest, wieder für vier Jahre auf den bürgerlichen Neujahrstag zurück; so ergibt sich die Gleichung 1461 bürgerliche Wandeljahre von 365 Tagen = 1460 Sirius- oder julianischen Jahren von 36511/4 Tagen. Das wahre (gregorianische) Sonnenjahr ist freilich auch mit letzterem nicht erreicht, sondern ist bekanntlich etwas kürzer. Aber teils durch die Praecession der Nachtgleichen, teils durch seine Eigenbewegung hat sich inzwischen auch der Siriusaufgang gegen das wahre Sonnenjahr in derselben Weise verschoben wie das julianische Jahr; der Siriusaufgang ist eben Jahrtausende lang auf dasselbe julianische Datum, in Memphis den 19. Juli, gefallen9, rückte aber eben darum im wahren Sonnenjahr immer weiter vor10. So erklärt es sich, daß die Aegypter glauben konnten, mit dem Siriusjahr von 3651/4 Tagen-das aber immer nur in der Theorie, nicht in der Praxis bestand, und lediglich in der vierjährigen [108] Verschiebung des »Neujahrs –« oder Siriusfestes in die Erscheinung trat-das wahre Sonnenjahr gefunden zu haben.

197. Es liegt auf der Hand, daß der aegyptische Kalender nur in einem Jahr eingeführt sein kann, in dem der bürgerliche Neujahrstag (nach späterer Bezeichnung der 1. Thout) auf den Tag des Siriusaufgangs, den 19. Juli julianisch, gefallen ist. Das ist in den Jahren 4241/0-4238/7, 2781/0 bis 2778/7, 1321/0-1318/7 v. Chr. Und 140/1 –143/4 n. Chr. Der Fall gewesen. Nun finden wir unter der vierten Dynastie, die um 2840 v. Chr. Auf den Thron gekommen ist, den aegyptischen Kalender und die fünf Epagomenen, auf denen seine Eigenart beruht, bereits in ständigem Gebrauch, und die beiden Neujahrsfeste, das bürgerliche und das Siriusneujahr, werden in den Opferformeln der Gräber regelmäßig nebeneinander erwähnt. Auch in den Pyramidentexten wird dieses Jahr und der Mythus, der die Epagomenen mit der Geburt der Götter in Verbindung setzt, erwähnt, ein sicherer Beweis, daß es viel älter ist als die Blütezeit des Alten Reichs. Mithin kann es nur im Jahre 4241 v. Chr. Eingeführt sein; und das wird dadurch weiter bestätigt, daß in dieser Zeit die Jahreszeiten des Kalenders sich im Normaljahr mit den natürlichen Jahreszeiten vollkommen deckten und der Siriusaufgang am 19. Juli julianisch wirklich in den ersten Beginn der Überschwemmung (15. Juni gregorianisch) fiel. Da der Tag des Frühaufgangs des Sirius sich durchschnittlich mit jedem Breitengrade um einen Tag verschiebt, und er nur unter dem 30. Breitengrade auf den 19. Juli julianisch fiel, ergibt sich zugleich, daß der Kalender im Süden des unteraegyptischen Reichs, im Gebiet von Heliopolis und Memphis, geschaffen ist. Ferner ist er durch den Mythus eng mit den Gottheiten des Osiriskreises verbunden: der Sirius, dessen Frühaufgang die Überschwemmung herbeiführt, gilt als Stern der Isis, der großen Naturgöttin, die durch eine Träne, die sie in den Strom fallen läßt, die Überschwemmung verursacht, und der Neujahrstag ist zugleich der Geburtstag des Rê‘, der Sonne-er fiel nahezu mit der Sommersonnenwende zusammen. [109] Der Ursprung der fünf Epagomenen wird dadurch erklärt, daß Rê‘ die Nut, als sie von ihrem Bruder Gêb schwanger war, verflucht habe, sie solle in keinem Monat noch Jahre gebären; da gewann Thout, der sie liebte, dem Monde im Brettspiel ein Siebzigstel jedes Mondlichts ab und bildete daraus fünf Tage, die er den 360 Tagen des Jahres anfügte; an diesen brachte dann Nut der Reihe nach ihre fünf Kinder zur Welt, den Osiris und seine Geschwister, denen hier, um die unentbehrliche Fünfzahl zu erhalten, der »ältere«, wohl aus Letopolis stammende Horus (d.i. der Bruder des Sêth, nicht der Sohn der Isis, § 178) eingefügt wird. Diese uralte Erzählung (erhalten bei Plut. De Is. 12, erwähnt schon in der Pyramide des Neferkerê‘ Zl. 754) ist kein vom Volke geschaffener, aus religiösen Vorstellungen erwachsener Mythus, sondern eine Fiktion, welche die seltsame Gestalt des Jahres erklären und die kühne Neuerung, welche die Einführung der fünf außerhalb der Monate und des Jahres stehenden Zusatztage enthielt, dem Volke schmackhaft machen und religiös sanktionieren soll. Dadurch, daß sie als große Festtage begangen werden (vor allem der erste und fünfte), haben sie Eingang finden und sich behaupten können. – So bestätigt der Kalender ebensowohl die Überlieferung über ein altes unteraegyptisches Reich wie die Folgerungen, die sich aus der Religion für dasselbe ziehen lassen, und gewährt uns zugleich ein festes Datum für dasselbe. Der 19. Juli (julianisch, = 15. Juni gregorianisch) 4241 v. Chr., an dem in Unteraegypten der 365tägige Kalender eingeführt wurde, ist das älteste sichere Datum der Weltgeschichte; es ist noch auf lange Zeit das einzige geblieben.


Die Entstehung der Schrift

[118] 202. Die zuletzt besprochenen Denkmäler zeigen den Fortschritt von einer rein dekorativen Verwendung von Figuren und Szenen aus dem Leben, wie sie mit den Gefäßmalereien der vorhistorischen Zeit begonnen hat (§ 172), zu dem Versuch, durch die bildliche Darstellung zugleich einen ganzen Hergang symbolisch festzuhalten und die Kunde von demselben dem Beschauer zu übermitteln. Das sind die letzten Vorstufen der aegyptischen Schrift; und auch diese ist, da sie zur Zeit des Menes bereits voll entwickelt ist, unter der Herrschaft der Horusverehrer erfunden worden.

Der älteste Schriftkeim liegt in den Bildern und den strichartigen Symbolen, welche wir als Abzeichen der Schiffe, als Wappen der Gaue und Ortschaften, ferner als Amulette u.a. kennen gelernt haben; auch die mannigfachen Strichzeichen, die sich zu allen Zeiten auf den Gefäßscherben finden (§ 172 A.), werden wohl Eigentumsmarken sein. Gegen Ende der vorgeschichtlichen Zeit kommt dann der Gebrauch von Siegelcylindern auf, die mit Menschen- und Tierfiguren (darunter gelegentlich auch Mischwesen), Zweigen und Strichen bedeckt sind und auf dem weichen Ton abgerollt werden, mit dem man die Wein- und Ölkrüge usw. verschließt. Symbolische Zeichen sind auch die Abzeichen, Scepter, Kronen der Götter und Könige, ja die figürliche Darstellung der Gottheit überhaupt. Denn überall ist hier der dargestellte Gegenstand zugleich die Verkörperung einer Idee; und nur in dieser Symbolik besteht seine Bedeutung. Vollends deutlich wird das, wenn dem Gott oder König die Hieroglyphe des Lebens Die Entstehung der Schrift oder andere amulettartige Zeichen in die Hand gegeben werden. Aus solchen Anfängen sind dann die besprochenen Darstellungen der Schiefertafeln erwachsen: denn sie stellen ja nichts weniger dar, als eine Abbildung eines wirklichen Vorgangs, sondern ihre Bildzeichen müssen in Worte umgesetzt werden, wenn sie überhaupt einen Sinn erhalten [119] sollen. Sie gleichen den Schriftanfängen der Indianer. Derartige symbolische Darstellungen, die nicht Bilder wirklicher Vorgänge sind, sondern einen Gedanken zum Ausdruck bringen wollen, haben sich in Aegypten durch alle Zeiten zahlreich erhalten: so z.B. die Szene, wo der Pharao die Repräsentanten fremder Völker zu Boden schlägt, oder die Darstellung der Vereinigung der beiden Lande u.ä. Aber auch die Silbenzeichen der entwickelten Schrift sind daraus hervorgegangen. Man stellt ein Wort (oder einen Begriff) durch das Bild des Gegenstandes oder der Handlung dar, die es bezeichnet, z.B. gehen durch schreitende Beine Die Entstehung der Schrift, eine gewaltsame Handlung, den Begriff Kraft u.ä. durch einen schlagenden Mann Die Entstehung der Schrift; der Horusfalke bezeichnet Horus, aber auch »Gott« und »König« (§ 199); und man verwendet die Bilder auch für andere Worte, welche dieselben Laute enthalten, z.B. die Gans set auch für das Wort se »Sohn«, das Auge irt auch für ir »tun«, den Korb nebt auch für neb »Herr«, das Haus per auch für prj »herausgehen«. In den Städtehieroglyphen der Schiefertafeln finden wir die Anfänge dieser Wort- oder Silbenschrift in wappenartiger Form, ebenso in der Schreibung der ältesten Königsnamen.

Während früher der durchbohrte und an einem Bande getragene Siegelcylinder für Babylonien charakteristisch schien, zeigt sich jetzt, daß er in Aegypten mindestens eben so alt ist; die Siegel in Skarabaeusform kommen erst im Mittleren Reich allmählich auf. Im allgemeinen vgl. die große systematische Sammlung von NEWBERRY, Scarabs, 1906. Da das aegyptische Wort für Siegel, chtm, zwar von den Westsemiten angenommen, aber von dem babylonischen Wort (kunukku) völlig verschieden ist, ist auch für die Annahme einer Entlehnung kein Anlaß. Die ältesten Siegel mit bildlichen Darstellungen (z.B. PETRIE, Royal Tombs II 13, 94ff. 14, 101ff.) werden unter den ersten Königen allmählich durch Siegel mit Schriftzeichen verdrängt. – Darstellung der Bohrung eines Cylindersiegels (Dynastie 5): NEWBERRY, PSBA. 27, 286. – Die Entstehung der aegyptischen Schrift und die beiden entgegengesetzten Prinzipien, die in ihr verbunden sind, sind klar er kennbar geworden, seit uns einerseits in den Pyramideninschriften die älteste Form der im wesentlichen rein phonetischen Schreibweise, andrerseits [120] in den ältesten Denkmälern die älteste Gestalt der syllabisch-symbolischen, den Lautwert nur andeutenden, vorliegt. Zur Zeit des Menes ist das Schriftsystem bereits fertig.

203. Auf diese Art hätten die Aegypter zu einer reinen Wortschrift nach Art der chinesischen gelangen können; in der Tat ist der Schritt nicht groß von den Darstellungen der Schiefertafeln zu den Aufzeichnungen der Jahrtafeln des Menes und seiner Nachfolger (§ 206), auf denen die Worte auch nur zum Teil geschrieben sind und das meiste durch symbolische Zeichen angedeutet ist. Untermischt mit wirklichen Schriftzeichen lebt diese Art, nicht den vollen Wortlaut der Sätze, sondern nur den Hauptgedanken durch Zeichen auszudrücken, weiter in der abgekürzten Hieroglyphenschrift, welche z.B. in den Chroniknotizen des Steins von Palermo verwendet wird, und in den Beischriften der Tempel- und Grabreliefs, in Titulaturen, in den Opferformeln der Gräber u.a. sich bis in die späteste Zeit erhalten hat. – Aber die eigentliche Schrift der Aegypter ist auf diesem Wege nicht entstanden. Sie beruht vielmehr auf einer der größten und folgenreichsten Entdeckungen, die den Menschen überhaupt gelungen ist, auf der Erkenntnis, daß alle menschliche Rede aus der Kombination einer kleinen Zahl von Lauten besteht, und daß es daher genügt, für jeden von diesen ein bestimmtes Zeichen festzustellen, um jedes Wort und jeden Satz schreiben zu können. Freilich nur für das Gerippe der Worte, die Konsonanten, die im Aegyptischen wie im Semitischen die eigentlichen Träger der Bedeutung des Wortes sind, hat man Zeichen festgesetzt, im ganzen 24-die Bilder dafür sind zum Teil Worte, die nur einen Konsonanten enthalten, zum Teil wohl ziemlich willkürlich gewählt –, während der Leser die Vokale, in denen vorwiegend die grammatische Form zum Ausdruck kommt, aus dem Zusammenhang ergänzen muß11. – Mit diesen Zeichen kann jedes Wort geschrieben [121] werden. Aber diese alphabetische Schrift ist niemals rein angewandt worden. Für manche Worte und Silben hat man vielmehr entweder daneben oder auch ausschließlich andere Zeichen verwendet, die größere Lautkomplexe bezeichnen, und ebenso zur Verdeutlichung Lesezeichen (Determinative) hinter die Wörter gesetzt, welche entweder ihren Gegenstand bildlich darstellen oder wenigstens die Begriffskategorie angeben, zu der sie gehören. Diese Ideogramme, die bei abgekürzter Schreibweise auch an Stelle der phonetischen Zeichen treten können, sind aus der vorher besprochenen symbolischen Schreibweise hervorgegangen, ebenso die meisten Silbenzeichen. Allmählich sind sie auch in die Buchschrift in immer stärkerem Umfang eingedrungen, weil sie das Verständnis ganz wesentlich erleichterten. – Auf hartem Material, Holz, Elfenbein, Stein, Siegeln, werden die Bildzeichen immer beibehalten und häufig künstlerisch sorgfältig ausgeführt. Für die Bedürfnisse des täglichen Lebens dagegen, beim Schreiben auf Leder, Ton und namentlich auf Papyrus (auch bei flüchtig eingeritzten oder aufgemalten Inschriften auf Gefäßen u.ä.) hat sich eine Cursive gebildet, bei der die Bildzeichen durch abkürzende Striche angedeutet werden; sie wird als hieratische Schrift bezeichnet. Cursivschrift mit Tinte findet sich schon auf den Scherben Royal Tombs I 10. Bet Khallaf pl. 28. Ähnlich sind z.B. die Gefäßscherben des Ka (§ 211 A.) Royal Tombs II 13. Abydos I 1-3.


Älteste Entwicklung des Totendienstes

[122] 204. Auch die Ausbildung des Totendienstes in der Gestalt, die dann für die weiteren dreieinhalb Jahrtausende der aegyptischen Kulturgeschichte maßgebend geblieben ist, geht in ihren Wurzeln in die Zeit der Horusverehrer zurück. Wir haben die alten Formen der Totenbestattung früher (§ 170) [122] kennen gelernt. Mit ihr waren zweifellos schon bestimmte Anschauungen verbunden von dem Geisterleben im Jenseits unter der Herrschaft des »Ersten der im Westen Lebenden«, des hundegestaltigen Chonti-amentiu, so von dem schönen Gefilde Jaru, auf dem die Toten ihr irdisches Leben weiter fortsetzen, die Felder mit hundertfältiger Ernte bestellen, die Wasserstraßen befahren, auf schattigen Wegen wandeln. Daneben wirken die Seele (bai) und der Geist (ka) an der Stätte des Grabes; sie wünschen wieder in den Körper zu fahren, den Besitz der Glieder und der auseinandergefallenen Knochen wieder zu erlangen, zu essen, zu trinken und sich zu vergnügen, und auf Erden herumzuschweifen mit der Freiheit des Geistes, »Gestalten anzunehmen, welche er will«. Auch an magischen Formeln bei der Bestattung kann es nicht gefehlt haben. In gewaltig gesteigertem Maße machen sich diese Anschauungen bei dem Herrscher geltend, zumal seitdem sich so entwickelte Staaten gebildet haben, wie die der Horusverehrer. Wie der König selbst bei Lebzeiten ein Gott auf Erden ist, und zwar der Lichtgott Horus, so kann er auch nach dem Tode das Schicksal der Sterblichen nicht teilen; sondern er geht selbst zu den Göttern in den Lichthimmel ein als einer von ihnen-haben sie ihn doch gezeugt und beschirmt und werden ihn auch in Zukunft nicht verlassen. Die Himmelspforten werden ihm geöffnet, und er erscheint am Nachthimmel als ein Stern unter den Sternen, womöglich unter den »Unvergänglichen«, den Circumpolarsternen, die nie untergehen (§ 226); oder er tritt ein in die Sonnenbarke des Rê‘ und fährt in ihr tagtäglich über den Himmelsozean. Freilich mögen ihm in dem dunklen Reich des Todes und der Nacht Gefahren aller Art drohen von den Unholden und Gespenstern und von neidischen Göttern; und so muß er dagegen ausgerüstet werden mit Zaubermitteln aller Art, Amuletten, magischen Formeln und Riten, die ihm Gewalt über alle Götter geben. Diese Formeln knüpfen überall an die Göttermythen an und ergehen sich im übrigen in immer erneuten Ausmalungen der Geisterwelt und ihrer Geheimnisse.

[123] 205. Mit diesen Anschauungen verbindet sich die Einwirkung der Gestalt, welche inzwischen die Osirissage angenommen hat (§ 193f.). Der tote Gott von Busiris war jetzt längst zu einem mächtigen König der Urzeit geworden, von dessen wunderbaren Schicksalen nebst dem geheimnisvollen Segen, den er aus seinem Grabe spendet, man bei den Festen erzählt, an denen sie zur Darstellung gebracht werden. Wie er der Tücke des Sêth erlegen ist und in das Reich des Todes hat hinabsteigen müssen, so ergeht es auch seinem Nachfolger, dem irdischen Könige. Aber sein Sohn Horus-den er nach einer Form der Sage erst als Toter, aus dem Sarge heraus, von Isis gezeugt hat-hat seine Feinde überwältigt, mit Thouts Hilfe seiner Sache den Sieg gewonnen, seine zerstückelte Leiche zusammengesetzt und durch Zauber wieder lebendig gemacht; und jetzt herrscht Osiris, gerechtfertigt und triumphierend, nicht nur im Geisterreich-daher wird er später mit Chonti-amentiu identifiziert –, sondern wirkt auch von neuem auf Erden, wenn auch als toter Gott in Mumiengestalt; und alljährlich wird in Busiris die Säule aufgerichtet, die sein Rückgrat darstellt und der Welt und der irdischen Ordnung ewiges Bestehen verheißt. So wird es auch dem verstorbenen König ergehen, wenn man nur die an Osiris vollzogenen Bräuche und Formeln kennt und sie auf ihn anwendet; auch er wird über alle Feinde und Gefahren triumphieren und im Geisterreich ein seliges ewiges Dasein führen. So wird der tote König als »dieser Osiris« angeredet und in der Zauberformel gewissermaßen den Göttern als der wahre Osiris untergeschoben. Diese Vorstellungen mischen sich mit den vorhin besprochenen über sein Eindringen in die Sternenwelt und haben in der Folgezeit diese völlig durchdrungen. Aus ihnen sind die Zaubertexte und das Ritual entstanden, mit denen die Leiche des verstorbenen Königs behandelt wird-weil sie uns in den Pyramiden des Unas und mehrerer Könige der sechsten Dynastie erhalten sind, nennen wir sie »Pyramidentexte« –, und die dann später auch auf die gewöhnlichen Sterblichen übertragen und durch für diese passende [124] Formeln weiter ergänzt worden sind. Ob das schon zur Zeit der Horusverehrer vorgekommen ist, ist sehr fraglich; sicher dagegen, daß mindestens die ersten Ansätze dieser Texte in eine weit vor Menes liegende Zeit zurückreichen. Zu beachten ist, daß in ihrer Mythen- und Götterwelt die unteraegyptischen Anschauungen und Kulte ganz wesentlich dominieren; so wird die Einseitigkeit unserer Kunde, die sonst fast ausschließlich auf oberaegyptischen Denkmälern beruht, durch sie wenigstens einigermaßen korrigiert.

Die Pyramidentexte (entdeckt seit 1880, publiziert und übersetzt von MASPERO, Rec. III ff. = Les inscriptions des Pyramides de Sakkara, 1894; seitdem sind einzelne Abschnitte vielfach namentlich von ERMAN und SETHE behandelt, dem wir jetzt eine neue kritische Ausgabe verdanken) haben in die lange Vorgeschichte des aegyptischen Totendienstes einen Einblick gewährt und gezeigt, daß die Osirislehre keineswegs ihren Ausgangspunkt, sondern nur eine der verschiedenen Gestaltungen dieser Ideen bildet, die allmählich alle anderen und zum Teil älteren überwuchert hat. Sie ragen zum Teil in sehr alte Zeit, bis zu den Horusverehrern, hinauf (§ 198 A.), während andere weit jünger und erst unter den Memphiten entstanden sind (vgl. z.B. ERMAN, ÄZ. 29, 39). Aber die zu Grunde liegenden Anschauungen dürfen wir unbedenklich schon für die Zeit der Horusverehrer verwenden. Manche Texte, z.B. der über den gerechten Toten, ERMAN, ÄZ. 31, 75 [vgl. »nicht hat er den König geschmäht«, ebenso die Erwähnung des »Stadtgotts« des Toten] passen für einen König gar nicht, obwohl sie in Königsgräbern stehen; ein großer Teil der Kapitel dagegen ist ausschließlich für den König verfaßt; und da die Ausrüstung der Leiche mit Amuletten usw. ebenso ursprünglich nur für den König paßt (H. SCHÄFER, ÄZ. 43, 66), ist die Ansicht SETHES, gegen die ich mich lange ge sträubt habe, zweifellos richtig, daß diese Texte und die in ihnen vertretenen Anschauungen ursprünglich lediglich für den König bestimmt sind, namentlich auch seine Gleichsetzung mit dem seligen König Osiris, aber ebenso sein Erscheinen als Stern, und daß sie erst später zunächst auf die vom Herrscher begünstigten Magnaten, dann auf das übrige Volk übertragen sind. – Zur Vermengung der Osiristexte mit anderen, denen die osirianischen Anschauungen ursprünglich völlig fremd waren, vgl. z.B. ERMAN, Die Sprüche von der Himmelsgöttin, in den Aegyptiaca S. 16ff.


Quelle: Eduard Meyer: Geschichte des Altertums.

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Bilder: Quelle Roland Geyer

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